Es passiert selten, aber heute habe ich eine Bitte an meine Leser: Im folgenden geht es um ein neues Design, an dem ich mit einer Gruppe arbeite. Die Funktion dürfte jeden betreffen, der Texte am Computer schreibt. Ich möchte euch deswegen bitten, den folgenden Text zu lesen (zumindest den vorletzten Absatz) und mir zu sagen, was ihr von der Idee haltet.
Heute haben wir mit der Gruppenarbeit angefangen. Eigentlich waren die Gruppen ja schon aufgeteilt, als ich hier verspätet ankam, aber ich war nicht der einzige und so kam doch noch eine Gruppe von drei zustande.
Unsere Aufgabe besteht darin, für den Human-Computer-Interaction-Kurs entweder ein Design zu evaluieren oder selbst etwas zu designen. Beim Lesen des Buches kam mir eine Idee, die von der Gruppe angenommen wurde und an deren Design wir jetzt arbeiten. Es geht um die Edit-History. Jeder kennt das: Wenn man zum Beispiel in Word (oder in jeder anderen Textverarbeitung) einen Text schreibt, kann man mit den Button “Rückgängig” in der Edit-History zurück gehen und mit dem Button “Wiederherstellen” geht’s wieder zum aktuellen Stand. Leider hat sich diese Art des Zugriffs auf die Dokument-History seit der Einführung des Konzepts kaum geändert (weiß jemand zufällig, wann das eingeführt wurde?).
Generell gibt es ein paar Beschränkungen, die früher vielleicht nötig waren, heute aber dank immenser Rechen- und Speicherkapazität eigentlich nicht mehr bestehen sollten. So ist es bei ausnahmslos allen Textverarbeitungen (die ich kenne) der Fall, dass die Dokument-History nicht mitgespeichert wird. Wer ein Dokument schließt und wieder öffnet, verwirkt die Möglichkeit des “Undos”, des rückgängig machens. Warum eigentlich, ist Speicherkapazität heute wirklich so knapp?
Ein anderes Beispiel ist automatisches Speichern. Früher war es aufgrund der Langsamkeit der Speichermedien/Prozessoren und des fehlenden Multitaskings nicht möglich, einen Text immer mitzuspeichern, der User wäre ständig unterbrochen worden und hätte nicht mit dem Programm arbeiten können. Heute gibt es keinen Grund mehr für diese Beschränkung und tatsächlich gibt es gerade auf dem Mac schon einige Programme, die einfach immer mitspeichern und deswegen gar keinen Speichern-Button mehr haben. Das Konzept des Speicherns ist auch völlig unintuitiv. Wenn ich etwas auf meiner Schreibmaschine schreibe, muss ich auch nicht erst den Speichern-Knopf drücken, es wird auf dem Papier gespeichert, in dem Moment, in dem ich auf eine Taste der Schreibmaschine drücke. Genau so sollten auch Textverarbeitungs-Programme heute funktionieren, leider sieht die Realität anders aus.
Nach alle diesem Vorgeplänkel aber jetzt zu meiner Idee: Die Idee ist, dass die Dokumenten-History immer mitgespeichert werden sollte und der Zugang zu dieser History massiv vereinfacht werden muss. Gerade wenn man ein Dokument über ein halbes Jahr bearbeitet, ist die aktuelle Methode nicht zumutbar. Mein Vorschlag: Ein History-Slider, der ähnlich aussieht wie ein horizontaler Scrollbalken, beim verschieben nach links aber in der Zeit zurückgeht und nach rechts in der Zeit nach vorne. Wenn ich also den Scrollbalken nach links ziehe, kann ich mir in “Echtzeit” anzeigen lassen, wie mein Dokument vor einer Woche aussah. Beim Ziehen nach rechts kann ich dann zusehen, wie sich das Dokument entwickelt hat.
So muss man sich keine Gedanken machen, wenn man einen Absatz überschreibt, und ihn später vielleicht doch noch mal
lesen möchte. Als Vielschreibe spüre ich die Beschränkungen aktueller Textverarbeitungen sehr deutlich. Wenn ich einen Text schreibe, dann bin ich mehr mit dem Umschreiben beschäftigt, als mit dem eigentlichen Schreiben. Jedes Mal wenn ich einen Absatz umformulieren möchte, hab ich aber den Gedanken im Kopf “und was, wenn die aktuelle Formulierung doch besser war?”. Entweder muss ich dann eine neue Version des Dokuments anlegen oder ein paar Sätze in einem anderen Dokument zwischenspeichern, beides eigentlich nur unzureichende Hilfskonstruktionen.
Was meint ihr, ist die Idee es Wert, umgesetzt zu werden?